Die Arbeit mit Holz liegt bei uns in der Familie. Mein Großvater war Schreiner. Und ich habe mich schon immer für die alten Baumeister bis hin zur Antike interessiert. Genauso faszinierend fand ich die im Vergleich viel einfachere Bauweise in unseren Breiten.
In alten Zeiten haben die Familien ihre Häuser selbst gebaut. Mit Hilfe von Handwerkern, Freunden, Nachbarn. Das ganze Dorf konnte involviert sein. Ein Haus zu bauen, war etwas Allumfassendes. Den Lehmbau hat man selbst gemacht. Es gab eine enge Kooperation zwischen Zimmerer und Bauherrn. Gezimmert wurde nicht in einer Werkstatt, sondern auf einem Zimmererplatz, der für das ganze Dorf da war. Es war ein persönliches Miteinander. Menschen, die sich kannten/kennenlernten und schätzten, haben etwas zusammen aufgebaut.
Wenn es heute um die Sanierung eines alten Hauses geht, sollte auch das alte Handwerk, die alte Arbeitsweise wieder lebendig werden. Neben der Erhaltung eines historischen Bauwerks möchte ich, daß auch der menschliche Aspekt der alten Bauweise weiterlebt.
Warum alte Häuser?
Mich interessiert einfach die Ausstrahlung der alten Häuser. Natürlich arbeite ich auch an Neubauten. Aber alte Häuser haben einfach einen anderen Charme. Sie haben eine Geschichte und erzählen Geschichten. Ihr Charakter prägt und verändert das Stadtbild auf andere Weise, als das viele Neubauten tun. Wenn ich ein altes Haus saniere, habe ich außerdem einen ganz anderen Kontakt zu den Menschen, die sich für diese Art zu leben, für einen besonderen Lebensraum entschieden haben. Und meistens sind es Kontakte, die bleiben.
Bei der Arbeit selbst möchte ich möglichst viel Substanz erhalten. Aber nicht um jeden Preis. Es muss immer ein Abwägen der Möglichkeiten erfolgen. Dabei geht es mir um die Verbindung aus Lebensdauer und Ästhetik, die ursprüngliche Konstruktion, die Orientierung an historischen Bauweisen. Dementsprechend suchen wir das Holz aus und das Material. Beim Fachwerk entsteht die Dauerhaftigkeit vor allem im Detail. Und – eines der wichtigsten Gebote in der Fachwerksanierung: ein Fachwerkhaus muss atmen. Das gibt schon ganz viel vor, was das Material und die Arbeitsweise betrifft.
Wenn ein Haus dann fertig ist, und all das Schöne ist wieder lebendig, spüre ich immer auch etwas Wehmut, daß ich es wieder loslassen muss: Denn du lässt immer etwas dort. Aber du nimmst auch immer etwas mit.