Einzeldenkmal, ausgezeichnet.
Das Fachwerkhaus Strackgasse 24 in Offenbach-Bürgel wird datiert auf Ende 17. Jh. und war sozusagen mein »Meisterstück«, da ich parallel zur Bauleitung bei der Sanierung die Meisterschule in Abendkursen belegte und meine Zimmerermeister-Prüfung ablegte.
Das Haus war baufällig, als es gekauft wurde, und insgesamt in einem katastrophalen Zustand. Die Substanz war schwer geschädigt, da die vorherigen Besitzer sich jahrzehntelang entweder gar nicht kümmerten oder Probleme hinter dichten Verkleidungen versteckt wurden. Bei der Freilegung zeigte sich die Rückfront als Wetterseite am schlimmsten betroffen; das Haus hatte sich zudem 12 cm gesenkt und drohte wegzukippen. Aber auch selbst auf der relativ geschützten Eingangsseite (Hofdurchgang) zerfiel ein Teil der Balken zu Holzmehl, als sie von den Kunststoffputzen befreit wurden.
Entdeckt wurde dabei allerdings ein Balken im 1. Stock, der erkennbar machte, dass einst im 1. Stock ein Übergang zum Nachbarhaus existiert haben musste, das Haus also wohl ursprünglich Teil eines größeren Gebäudekomplexes war. Da dieser Balken bei der Sanierung erhalten blieb, weist er auch in Zukunft auf dieses Stück der Geschichte des Hauses hin.
In keinem besonders guten Zustand war auch die Seitenfront zur anderen Seite. An der Ecke zur Straße im Krieg von einer Granate getroffen, war ein Teil des Erdgeschosses außerdem durch Mauern ersetzt worden. Am besten entpuppte sich noch die Straßenfront – dem Wetter abgewandt, war sie einigermaßen gut erhalten. Dank dieser Tatsache wurde dann auch schnell klar, dass das Haus mit freiliegendem Fachwerk erbaut worden war, denn es kamen Schnitzereien zum Vorschein und ein ungewöhnlich geformtes Andreaskreuz als Element der Fassadengestaltung. Ursprünglich nur unter Ensembleschutz erhielt das Haus dann auch den Status eines Einzeldenkmals. Während der dreijährigen Sanierungsmaßnahmen wurde das recht große Fachwerkhaus (8 – 12qm Grundfläche) von uns einmal insgesamt Stück für Stück komplett auseinander genommen, wieder neu zusammen- und dabei natürlich auch auf ein (bis dahin fehlendes) Fundament gesetzt.
Schließlich war es – auch dank viel Liebe und Geduld der Besitzerin – als reines Biohaus wiederaufgebaut. Denn es wurden keinerlei Kunststoffe verbaut oder beim Innenausbau eingesetzt. Das Haus ist heute nach innen mit Lehm und Papierflocken gedämmt und kann darum heute atmen und die Besitzerin in ihm. Das Raumklima ist einzigartig, und die Wohnqualität entschädigt für die lange und schwierige Bauzeit. Das Schönste ist aber, dass Sabine und ich in dieser Zeit Freunde wurden und auch geblieben sind. Als das Haus 2011 mit dem Denkmalschutzpreis der Stadt Offenbach geehrt wurde, haben wir die Auszeichnung gemeinsam entgegen genommen und auch gefeiert. …